Schur 2013.1

Entschuldigt bitte, dass es hier so lange nichts zu lesen gab. Es ist nichts Schlimmes passiert, was mich etwa abgehalten hätte, es war einfach viel zu tun.

Die Lammzeit ist mittlerweile längst abgeschlossen, die ersten Lämmer sind sogar schon in ihr neues Zuhause umgezogen.

Die Tiere sind alle auf Sommerweide. Da es im April und Mai viel zu trocken war, haben wir die Muttertiere mit Lämmern zunächst auf unsere Mähwiesen gebracht. Wir hatten insgesamt viel zu wenig Gras, aber im Frühjahr gieren die Tiere nach dem frischen Grün. Besonders die laktierenden Mütter und die Lämmer brauchen dann den frischen Aufwuchs. Zwischenzeitlich ist alles ganz gut nachgewachsen und wir werden wohl zumindest einen Schnitt Heu machen können. Es ist zwar mit Mehraufwand verbunden, die Außenweiden jeden Tag abzufahren und nach dem rechten zu sehen, dafür ist es hier am Haus aber schön ruhig....

Vor zwei Wochen dann haben wir mit der Schur begonnen. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir haben noch nicht alle Tiere geschafft. Da Regen für das Wochenende, an dem die Schur geplant war, angesagt war, haben wir die Tiere, die einen Stall zur Verfügung hatten, einen Tag vorher eingesperrt. Das waren zum einen alle Walliser und die Black Welsh Mountain, hier am Haus liefen noch die Shetlander, die Wensleydale Longwool und die Böcke. Die Ryeland, die Devon Longwool und die Mixe sind auf einer Weide, die keinen festen Stall hat. Es wäre zu viel Aufwand gewesen, die Muttertiere mit den ganzen Lämmern wieder nach Hause zu holen. So hofften wir, dass sich das Wetter doch halten würde.

In diesem Jahr hat das erste Mal Schäfermeisterin Anke Mückenheim bei uns geschoren. Wenn es nach uns geht, kann sie es die nächsten Jahre auch gerne wieder tun. Sie leistet wirklich sehr gute Arbeit.
Wir haben am Samstag bei den Wallisern angefangen. Die Wolle war teilweise schon sehr filzig und es war recht mühsam, die Tiere von ihrem Vlies zu befreien. Ein Großteil der Vliese wurde gleich aussortiert. Tatkräftige Unterstützung hatten wir von zwei Spinnerinnen, die fleißig Vliese sortiert, eingetütet und beschriftet haben. Vielen Dank Petra und Conny, ohne euch wären die Vliese nicht so schön sortiert!

                                                        

Hier schert Anke eine Walliser Schwarznase. Am Samstag schien uns tagsüber ganz schön die Sonne auf den Pelz, wir mussten sogar einen Sonnenschirm aufstellen. Anke schert routiniert und geduldig ein Schaf nach dem anderen. Wenn ein Jungtier, das das erste Mal geschoren wird, strampelt, wird es mit geübten Griffen und bewährter Technik von Anke gehalten und begreift schnell, dass es keinen Sinn macht, sich zu wehren. Anke schreit nicht, schlägt nicht, zerrt nicht an den Ohren. Das haben wir alles schon bei anderen Scherern erlebt. Und es bringt noch nicht einmal etwas, die Tiere werden nur unruhiger und ängstlicher.


Loekka ist schon fertig und nutzt Ankes Kiste als Kopfablage.
Eine Lamminteressentin, die auf dem Rückweg aus dem Urlaub vorbei kam und Schwarznasenlämmer ausgesucht hat, zeigte sich sehr erstaunt, dass sogar die Köpfe der Walliser geschoren sind. Das würde ihr Scherer nicht machen. Ist natürlich schwer verdientes Geld, so einen Walliser zu scheren. Die haben Hörner, bewollte Köpfe, bewollte Beine und unsere haben auch noch lange bewollte Schwänze. Anke hat sie ALLE schön sauber geschoren.



So sieht das Vlies von einem Black Welsh Mountain Jungtier aus, das von Anke geschoren wurde. Das Vlies ist in einem Stück und man beachte die Hautseite, die am oberen Rand zu sehen ist - keine Nachschnitte.
Als die letzten Tiere geschoren wurden, zogen bereits dicke schwarze Wolken auf und es grummelte in der Ferne. Als alles fertig und abgebaut war, ging der Wolkenbruch dann los. Wer in dieser Ecke wohnt, hat es hautnah miterlebt, die anderen haben es vielleicht in den Nachrichten gesehen. Es gab schwerste Unwetter in ganz Schleswig-Holstein. Wir saßen dann schön bei uns im Trockenen und haben es uns gut gehen lassen.
Nachmittags ging es weiter zu Hause im Stall mit den Shetlandern. Die Muttertiere hatte ich alle schon vorher gerauft, die einjährigen Jungtiere mussten aber noch geschoren werden, da löste sich nichts. Die Wensleydale Longwool kamen auch dran und hier bewährte sich wieder einmal Ankes ruhige und konsequente Art. Wensleydale scheinen grundsätzlich zu denken, dass man ihnen an´s Leben will, wenn es an´s Scheren geht. Da wird gestrampelt, getreten und sich gewunden wie ein Aal. Ich denke, das wird nur noch von Alpakas getoppt.

Tja, und dann waren am Sonntag die Jungs an der Reihe. Einige unserer Herren haben mittlerweile eine wirklich stattliche Größe erreicht. Anke meinte hinterher, es sei gut gewesen, dass sie Böcke morgens als erste geschoren hat, da war sie noch frisch.
Hier ist Charles, der inzwischen ausgewachsene Devon Longwool Bock zu sehen. Er hatte sage und schreibe ganze sechs kg Wolle. Und bei der Wägung war die Hinterwolle schon weg!




Auf dem nächsten Bild wird Charles geschoren. Anke ist selbst 1.85m groß, man kann sich also vorstellen, wie groß der Bock ist.



Nach dem Mittag sind wir dann noch auf die andere Weide gefahren, haben die Tiere eingetrieben und den Scherstand aufgebaut. Nach dem vierten Schaf war dann aber Schluß, es regnete sich ein. Zum einen kann Anke im Regen schlecht scheren,vor allem kann ich aber mit den nassen Vliesen nichts anfangen. Ich habe keine Möglichkeit, sie alle zu trocknen. Nächste Woche soll es dann weiter gehen mit den verbliebenen Damen. Drückt uns mal die Daumen, dass es mit dem Wetter klappt. Und dass die Vliese mittlerweile nicht zu verfilzt sind.

Von Anfragen nach Wolle bitte ich vorerst noch abzusehen. Zum einen sind ja noch nicht alle Tiere geschoren, zum anderen habe ich aber auch viele Vorbestellungen. Wenn ich die alle abgearbeitet habe, was eine Weile dauern wird, gebe ich an dieser Stelle gerne bekannt, was noch an Rohwolle zu bekommen ist.