"Dem Wolf gefällt´s in Schleswig-Holstein", Artikel KN |
Im August ging es erstmals durch die Presse: In Schleswig-Holstein ist ein Wolf in eine Fotofalle getappt. Es ist der erste lebende Wolf, der nach 200 Jahren hier gesichtet wurde. 2007 gab es schon einmal einen - der konnte aber erst tot von der Straße geborgen werden, er war im Kreis Ostholstein überfahren worden.
Was bedeutet das für uns Schafhalter? Zunächst einmal: Ich habe viel mehr Angst, dass freilaufende Hunde unsere Schafe hetzen. Auch wenn sie zu dämlich sind, ein Tier zu reißen; ein Schaf kann aufgrund des Stresses sterben, verlammen, wenn es tragend ist, und vor allem kann eine Herde in Panik ausbrechen und großen Schaden anrichten. Ihr erinnert euch an das Zugunglück in einem Tunnel 2008? Dort hat auch vermutlich ein Hund die Tiere in Panik versetzt.
Da der jetzt gesichtete Wolf sich aber im westlichen Kreis Segeberg, unserem Kreis, aufhält, habe ich um die Beratung des Wolfsbeauftragten gebeten. Herr Matzen vom Freundeskreis freilebender Wölfe war hier und hat sich unsere Weiden angesehen. Er empfiehlt uns auf jeden Fall, unsere Weiden wolfssicher einzuzäunen. Dafür gibt es Zuschüsse vom Land. Wir haben einige außerhalb und einsam liegende Weiden, die zudem in Moor- und Forstnähe liegen, den bevorzugten Aufenthaltsgebieten des Wolfs.
Der in Schleswig-Holstein lebende Wolf ist ein männliches Jungtier aus einer polnischen Population, das wurde anhand von DNA-Untersuchungen der Losung nachgewiesen. Es ist durchaus so, dass sich Einzelgänger ein Revier suchen und nicht, wie ich es vermutet hatte, auf der Suche nach einer Gefährtin immer weiter ziehen. Wölfe gelten zwar als sehr scheu, aber dieser hier hat nachgewiesenermaßen auch schon die A7 gequert. Er nutzt dafür auch durchaus Brücken. Sein Standort ist knappe 30km entfernt, eine unsere Weiden liegt noch ca. 12km dichter an seinem Revier. Diese Entfernungen sind eine Lachnummer für einen Wolf, es ist also nicht ausgeschlossen, dass er auch einmal hier herumstromert.
Wir werden Zuschüsse für wolfssichere Zäune beantragen, das Land ist sehr bemüht, bei Präventionsmaßnahmen zu helfen. Bauen muss man den Zaun allerdings selbst. ;-)
Leider ist das ganze Wolfsthema sehr emotional behaftet und es wird von vielen Leuten sofort ein Abschuss des Tieres gefordert. Völliger Blödsinn, die Gefahr durch Hunde schätze ich -und natürlich auch viele andere Leute- als viel höher ein. Nicht nur für Schafe - auch Kinder, die einige Leute vom Wolf gefährdet sehen, laufen viel größere Gefahr, von einem Hund angefallen zu werden.
Ich würde mich sehr über Kommentare dazu von euch freuen!